„Seine Räume baut er in Flächen, seine Raumkörper gründen sich auf Malerei, seine dritte Dimension ist die Farbe“ so B. Holeczek über die Malerei von Alfons Lachauer, der vom 8. bis 29. Februar als erster Künstler der Saison 2004 in der „Galerie im Ganserhaus“ des Ak68 in Wasserburg ausstellt. Erstmals zeigt er hier seine Arbeiten auf Papier in einem großen Rahmen: ca. 100 Bilder aus der Zeit zwischen 1969 und 2003 werden in der Galerie zu sehen sein!
Alfons Lachauer beginnt nach seiner Münchener Akademiezeit mit konstruktiven Bildern, die um 1975 zu den kurzen, vertikalen Segmenten in den großen Bildflächen finden.
Ein Bruch dieser Entwicklung scheint um 1980 mit dem Bild „80-118“ von 1980 einzutreten, wo er zwei kleine, gelbe Segmente – das eine unten links das andere oben rechts – zur ungrundierten zweiteiligen Riesenleinwand von 1,80 x 4,00 m in Bezug setzt. In einer Installation, die er im Rahmen der Ausstellung „between 8“ 1981 in der Kunsthalle Düsseldorf zeigt, treten dann die schmalen vertikalen Zeichen aus der Bildfläche auf die ungeschützte Wand. Lachauer sagt selbst dazu: „Ich habe dort große Papierbögen farbig eingestrichen; diese vorgegebenen rechteckigen Formate wurden dann in verschiedenen Positionen an die Wand geheftet, wie auf einer überdimensionalen Leinwand. Seit der Zeit entstehen die Arbeiten, die von einem Rechteck, bzw. einer rechteckigen Fläche ausgehen. Und dieser Fläche werden dann weitere Rechtecke in unterschiedlicher Ausdehnung und Farbigkeit zugeordnet. … Bei einigen Arbeiten werden die „Zeichen“ zu Objekten – die Wand zum Zeichenträger.“
Mit dieser Installation von 1981 taucht eine neue, bis heute wichtige Komponente seiner Kunstwerke auf: seine Malbewegung, die diagonale Pinselführung, die auf den Bildern als Ausdrucksmittel immer erkennbar bleibt.
Die Form des Bildträgers ist auf den ersten Blick sehr einfach, ja minimalistisch, aber die Kombination der Quadrate und Rechtecke untereinander und zueinander bildet einen reich ausdifferenzierten Zusammenhang. Die Farbe ist dabei nie unabhängig von der Form zu sehen: beide Komponenten bilden das, was durch den Verstand erfasst und das Gefühl verstanden wird.
Bis heute bleibt, wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung und Bedeutung, das Verhältnis von Form und Farbe und ihre Abgrenzung zueinander die Grundlage seiner Arbeit. So sind die Bilder der „italienischen Reise“ von 1990 mit den Titeln Venedig, Lucca, Siena, Orvieto, Assisi (je 320 x 160) im Verhältnis 1 : 2 geteilt. Dabei setzte er jeweils zwei Farben in einem kleineren und größeren Rechteck zueinander in Beziehung.
Im Maximiliansforum in München stellte Alfons Lachauer vor 4 Jahren sechs 205 x 205 cm große Bilder, „ohne Titel“, aus. Von weitem gesehen wirken sie monochrom; von nahe und von der Seite bringt er die Oberfläche durch seine Schichtenmalerei zum Schwingen, schafft eine räumliche Tiefe die nie fassbar wird. Die Malerei schein auf dem quadratischen Rahmen zu schweben.
Mit der Titelgebung ist er im Allgemeinen sparsam: ohne Titel – Nummern – Orts- und Farbbezeichnungen. Entscheidend ist, was zu sehen ist. „Malen ist wie Reisen“ sagt er, und dies gilt auch für den Betrachter, der beim Ansehen der Bilder auf Reisen geht; dabei gibt es kein Ziel, denn das Bild führt uns auf die Spuren des ständigen Unterwegsseins.
Seine Arbeiten auf Papier, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, sind als eigenständige Arbeiten entstanden. Wenngleich auch viele hier formulierte Ideen später in seinen großen Gemälden wieder auftauchen. Die Malmittel sind vorwiegend Öl, aber auch Fettkreiden oder wie in seinen jüngsten Arbeiten Aquarellfarben. Auch hier ist der Malduktus eine wichtige Komponente seiner Arbeiten, die hier als „Zeichnungen“ bezeichnet werden – trotz der flächigen, formatfüllenden Malweise. Während bei seinen rahmenlosen Gemälden die dahinterliegende Wand mit der Farbe kontrastiert sind es hier die großen weißen Flächen der Passepartouts, die diese Zeichnungen schweben lassen und in einen Dialog mit der Farbe treten.
Den Arbeiten von Alfons Lachauer liegt ein Streben nach dem Vollkommenen inne, in der auch eine Suche nach Schönheit liegt, die übrigens seit einigen Jahren – auch in der Kunstkritik – wieder positiv wahrgenommen wird.
Lachauer ist ein Verteidiger des Einfachen: seine Arbeiten sind meist ein- oder zweiteilig, quadratisch, rechteckig. Die Malbewegung reagiert empfindsam auf diese Begrenzungen. Dabei wird der Farbton gegenüber früheren Arbeiten immer wichtiger: das Farbverhältnis im Nebeneinander aber auch – wie in der Schichtenmalerei – im Übereinander. Der Kontrast und das harmonisierende Überbrücken von Trennung und Teilung bestimmt seine Arbeit. R. Ermen bezeichnet die als „Die Aufhebung des Kontrastes im Kontrast, wäre dafür die paradoxe Formel.“
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem etwa die Hälfte der ausgestellten „Zeichnungen“ abgebildet sind. Den einführenden Text hat Dr. Gert Reising geschrieben, der auch die Eröffnungsrede am Samstag den 7. Februar um 16 Uhr halten wird.
Armin Sorge
Arbeitskreis 68 |